„Ich habe vergessen meinen Hunden tschüss zu sagen!“. Dieser Gedanke kam mir, als ich mit meiner Mutter auf dem Weg zum Hamburger Flughafen war und zum ersten Mal richtig realisierte, dass ich jetzt 4 Monate in einem fremden Land, an einem fremden Ort, mit fremden Menschen verbringen werde. Natürlich war ich total aufgeregt und hatte auch sehr viel Vorfreude, doch in dem Moment kam auch ein bisschen Angst.
Die verging dann aber immer mehr als Max mich anrief während ich am Gate auf meinen Flug wartete und mir erzählte, dass in Frankfurt Hannah, eine andere Volontärin, den selben Flug nach Windhoek nehmen würde. Hannah und ich schrieben bisschen auf WhatsApp bevor wir uns letztendlich kennenlernten und dadurch fühlte ich mich, und sie denke ich auch, nicht mehr so alleine in der neuen Situation.
Das ist auch eine Sache, die ich in meiner Zeit in Namibia erfahren und schätzen durfte. Egal was ist, man fühlt sich nie alleine. Sei es das Wadadee Team selbst oder die Menschen im Haus oder im Projekt. Jeder hatte immer ein offenes Ohr. Ohnehin ist deutlich, dass man dort im Rahmen des Volunteering eine besondere Art Mensch kennengelernt hat. Alle sind sehr offen, sozial, einfühlsam und haben eine durchaus positive Ausstrahlung. Das schafft eine Atmosphäre, in der man sich nur wohl fühlen kann.
Mein Hauptprojekt war der INAMI Kindergarten. Um 7:30 Uhr fing mein Tag dort an. Zuerst machten wir kleine Dinge mit den Kindern und überließen ihnen selbst ein wenig, wie sie den Morgen gestalten wollen z.B. puzzeln, Farbspiele und ähnliches. Ab 9 Uhr begann der Unterricht. Hier haben wir uns immer neue kleine Dinge überlegt. Manchmal hat die „Kindergartenleitung“ Brumie mit den älteren Kindern Schulvorbereitungen gemacht und wir mit den jüngeren Kindern spielerisch gelernt oder einfach mal schöne kreative Dinge zusammen gemacht. Einen Tag haben wir zum Beispiel Dinos mit den Händen gemalt und Sport und Yoga war auch immer eine sehr lustige Beschäftigung. Mittags waren wir meistens draußen oder mal beim Spielplatz der ganz in der Nähe ist. Es wurde auch sehr viel getanzt, was super schön war. Musik ist hier ein Muss!
Ein weiteres sehr schönes Erlebnis war unser Ausflug in das Schwimmbad. Brumie hat super schnell den Plan unterstützt und Wadadee hat uns einen Bus und weitere Volontäre zur Verfügung gestellt. Ich denke alle Volontäre und Kinder hatten einen sehr schönen Tag.
Aber um auch ein bisschen realistisch zu sein, muss ich sagen, dass nicht immer alles leicht und wundervoll war. Beziehungsweise muss man sich vielleicht manchmal von der Bedeutung von „wundervoll“ lösen, das einige von uns vorher im Sinn hatten.
An einem Tag kam ich nachmittags aus dem BNC nach Hause und war fix und fertig mit den Nerven. Mein geplanter Unterricht hat nicht so funktioniert wie ich es mir vorgestellt habe, die Kinder waren Kinder, sprich sie waren sehr laut und schwierig für den Unterricht zu begeistern und ich war am Ende des Tages ein bisschen frustriert und hatte tatsächlich auch ein paar Tränen im Auge. Aber auch das gehört dazu und ist normal.
Im Nachhinein sind solche Tage für mich oft die lehrreichsten gewesen. Meine Frustrationstoleranz ist definitiv höher geworden und vor allem habe ich Verständnis und Einfühlungsvermögen gelernt. Wenn ein Kind einen für mich schwierigen Tag hatte, hat man oft in einem ruhigen Gespräch Gründe für das Verhalten erkannt und konnte sich so viel besser auf die Bedürfnisse der Kinder einstellen, was den Unterricht für die Kinder und mich deutlich schöner gemacht hat. So war es doch irgendwie immer toll und man ist ständig an seinen Aufgaben gewachsen.
Zu sehen wie sich die Kinder in der zwar kurzen Zeit entwickeln und öffnen war wirklich schön. Besonders stark gemerkt habe ich das bei einem kleinen Mädchen aus dem INAMI. Einer der tollsten Momente war wohl als sie „Bye Teacher Marte“ rief. Als ich in dem Projekt anfing, fiel es ihr noch nicht so leicht volle Wörter und Sätze zu bilden. Somit war dieser Satz ein super Leistung, die mich extrem gefreut hat.
Ich könnte noch so viel über diese Zeit berichten, was aber ewig dauern würde.
Abschließend ist zu sagen, dass es definitiv viel leichter war in ein fremdes Land und eine noch ungewisse Zeit zu fliegen, als von dem Ort wieder nach Deutschland zu fliegen, der sich mit der Zeit wie zu Hause anfühlte. Mit dem man so viele positive, schöne und lehrreiche Momente und Menschen verbindet. Sicher ist, dass das nicht mein letztes Mal in Afrika gewesen sein wird, denn Namibia und die Menschen sind mit sehr ans Herz gewachsen. Und wenn ich so darüber schreibe, möchte ich eigentlich direkt zurück.
Danke für alles!