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Katutura, Namibia. "Der Ort, an dem wir nicht leben wollen" und der Ort, an dem man leben lernt.

Zoi berichtet

Als mein Geschichtslehrer uns in der 12. Klasse mit der Kolonialisierung und dem Genozid in Namibia belehrte, war für mich der Entschluss gefallen dieses Land auf meine Bucket List zu setzen. Es sind ein paar Jahre zwischen diesem Entschluss und meiner Ankunft in Windhoek vergangen. Mittlerweile studiere ich Musikmanagement und hatte die Möglichkeit mein Auslandsemester in Windhoek zu absolvieren. Zusätzlich ließ mich der Gedanke nicht los, welches Leid den Menschen durch „die Deutschen“ zugefügt wurde und deshalb beschloss ich, mich so gut wie möglich in das Land und die Menschen zu integrieren. Und so stieß ich auf „Wadadee Cares“:

Ich kam also im Juli 2019 in Katutura, dem ehemaligen Township von Windhoek, an und hatte erstmal einen kleinen Kulturschock. Das legte sich jedoch recht schnell, weil die Nachbarschaft sehr einladend und die Menschen sehr offen und herzlich sind. Durch mein Semester an der Universtiy of Namibia, hatte ich leider nicht die Zeit jeden Tag ein Projekt zu besuchen, aber Ericas Pre-Primary School war für mich mindestens zweimal die Woche ein lustiger, aber auch anstrengender Ausgleich zum Studium.

Morgens sind bei Erica Babys, Kindergartenkinder und Vorschulkinder. Während die Babys hauptsächlich schlafen und ab und zu mal kuscheln wollen, werden die älteren Kinder auf die Schule vorbereitet und an eine gewisse Routine, wie Händewaschen, Zähneputzen, etc. gewöhnt. Dabei wird der Spaß natürlich nicht vergessen, denn der ist meiner Meinung nach auch beim Volontär sein generell die wichtigste Sache. Es gibt so viele kreative Möglichkeiten den Tag und das Lernen zu planen, auch ohne soziale Arbeit studiert zu haben.
Die Kinder lernen für ihre Zukunft und die ist in Namibia nicht wirklich glorreich. Daher ist es wichtig den Kindern eine schöne Kindheit zu bieten, die ihnen die besten Entwicklungsmöglichkeiten gibt. Ich wiederum habe gelernt wieder meinen kindlichen Spaß zu haben und weniger die „Warums“ und Hürden zu hinterfragen. Dadurch viel es mir auch leichter das Leben und die Menschen Namibias zu verstehen und zu integrieren.

Nachmittags kommen dann auch Jugendliche von unterschiedlichsten Schulen. Erst wird Mittag gegessen und dann setzt man sich zusammen an die Hausaufgaben. Sind diese erledigt wird gespielt und die Freizeit habe ich dann meistens mit den Kindern zusammen gestaltet. Nebenbei hat mir Ericas Sohn auch sehr viel geschichtliches Wissen beigebracht, was meinen Geschichtslehrer hätte bleich werden lassen.

Insgesamt war Ericas Familie so herzlich, wie ich es selten erlebt habe. Nicht nur, dass ich meine Zeiten sehr flexibel legen konnte, ich wurde immer sehr freudig begrüßt und verabschiedet und auch privat haben wir uns gerne getroffen.

Um nochmal auf die Kinder in diesem Kindergarten einzugehen, möchte ich etwas zu dem Ort sagen, in dem sie leben. Katutura ist das Viertel, in dem die größte Armut herrscht und in welches „die Schwarzen“ um 1960 zum Wohnen gezwungen wurden. Wer dort ein Kindergarten wie in Deutschland erwartet, wird lange suchen. Die Kinder kommen ebenfalls aus schweren Verhältnissen und das ist nicht zu unterschätzen. Denn auch unter Kindern kann es ja zu Streit kommen, weil das andere Kind hellere Haut oder weichere Haare hat. Deshalb fand ich es immer wichtig den Kindern auch diesen Ansatz des rassistischen Denkens auszureden. Namibia hat viel zu lernen und als Volontär würde man gerne vieles ändern, was aber leider nicht geht. Deshalb muss man sich über kleine Steps freuen.

Das „Wadadee House“ war fünf Monate mein Zuhause und ich habe mich wirklich sehr wohl gefühlt. Jeder der Verantwortlichen nimmt dich freundlich auf und versucht den Einstieg in dieses Land so angenehm und einfach, wie möglich zu machen. Natürlich gibt es immer mal Situationen, ob in der Uni, bei Wadadee oder im Kindergarten, die nicht so sind, wie man sie gerne hätte, aber ich persönlich hätte mich nirgendwo anders in Windhoek so wohl fühlen können, wie in Katutura.

Mit Wadadee bin ich auch nach Etosha und Sossousvlei gefahren. Beide Reisen waren abenteuerlich, unvergesslich und als Student bezahlbar. Shaun, der Chef von „Wadadee Safaris“, Tourguide und „Wadadee House Papa“, weiß genau wo es was zu sehen gibt und wie man eine Gruppe auch um 6 Uhr morgens bei Stimmung hält.

Auch meine Mitmenschen im Haus waren sehr offen und lustig. Das Grundstück hat uns immer wieder „Braais“ (so ähnlich wie BBQS) und Partys veranstalten lassen. Zum Beispiel hatten wir am 11.11.2019 das wohl wärmste Einstimmen in die Karnevalszeit in meinem Leben. Natürlich waren unsere namibischen Freunde auch immer dabei. Wie ich bereits sagte, sind die Menschen sehr herzlich und aufgeschlossen.

Deshalb vermisse ich sie auch heute sehr, zurück im grauen Deutschland, wo ich versuche mich wie ein afrikanisches Kind über die tausenden Liter von Regenwasser zu freuen. Ich denke zurück an Menschen, die meinen Geist bewegt haben, an ein Land was mich meine Identität hat hinterfragen lassen und ein Projekt, was mich in vielen Bereichen gefordert und gefördert hat.

Oh Wadadee, I guess it`s the place to be.

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